Thursday, March 19, 2015

5 Jahre Mama



Seit 5 Jahren also bin ich Mama. Das klingt nach sooo wenig! 5 Jahre. Eigentlich ein Lufthauch aber ich habe das Gefühl, ich bin schon eeewig Mama. Was ein gutes Zeichen ist. Will nämlich heissen, dass ich mich bestens in meine Rolle eingelebt habe und mich mehr oder weniger wohl und zurecht finde. Das kann man summa summarum tatsächlich so stehen lassen. Ist auch nicht mehr so schwer mit zwei doch recht selbstständigen Kindern, von denen eines jeden Morgen zum Kindergarten muss. Das bringt nämlich ziemlich viel Routine und Fixpunkte in den Alltag, was einem das Mutterleben doch merklich erleichtert. Vieles ist anders als vor 5 Jahren, wenn nicht sogar, alles? Damals war ich den ganzen Tag alleine mit Baby zuhause in unserer alten Wohnung. Ich hatte null Komma null Erfahrung im Umgang mit einem Säugling und musste alles erst mal ordentlich in Erfahrung bringen. Ziemlich blauäugig bin ich da hinein gerutscht. Erst mit dem zweiten Kind kam die grosse Erkenntnis, was ich alles besser machen hätte können. Und erst beim dritten, schlussfolgere ich, wird man wohl als Mutter so richtig zum Vollprofi. Aber soweit kommt es ja längst nicht bei allen und so muss man sich eben beim 2. Kind Mut zusprechen, im Sinne von „genügend reicht auch“.
Vor 5 Jahren also lebten mein Baby und ich in den Tag hinein, den wir irgendwie selber mit Spazierengehen, Einkaufen, Babypflege und zahlreichen Freunde-Treffen und Kursen (von PeKiP über Babyschwimmen bis zur Krabbelgruppe) strukturierten. Bloss nicht zu lange zuhause hocken, da fällt einem doch die Decke auf den Kopf! Und wenn abends endlich der Mann/Papa nach Hause kam, hab‘ ich ihm wahrscheinlich genervt das quengelnde Baby in die Hand gedrückt und mich mal für 5min auf’s Klo verdrückt. So genau kann ich das nicht mehr sagen, da müsst Ihr meinen Mann fragen.
Heute: total anders! Naja, fast. Abends erwarten meinen Mann nun eben eine genervte Frau und wahlweise zwei quengelnde oder streitende Kinder. Aber ansonsten: Wir leben in einem grosszügigen Haus in einer netten Gegend mit Garten und genug Platz für jegliche spielerische Entfaltung. Der Kindergarten und ein mittags heimkehrender Papa sorgen für eine wunderbare Struktur und Ruhe. Spätestens seit der Grosse im Kindergarten ist, hat sich bei mir der Drang, täglich irgendeine Unternehmung/einen Besuch etc. zu planen, in Luft aufgelöst. Ich geniesse es total, die Nachmittage einfach nur gemütlich zuhause zu verbringen. Die sind eh so fix um. Und mit Schwimmkurs am Di Abend, Mittwochsplaydate, Wocheneinkauf auf Freitag und je nach dem noch Besuch vom Nachbarskind, sind auch die Nachmittage schon relativ ausgebucht. Jeder wird verstehen, dass ich da nicht auch noch den Rest unserer freien Zeit verplanen will, zumal ab und an auch mal der Opa zu Besuch ist und wir gemeinsam etwas unternehmen. Versteht mich nicht falsch, ich treffe mich gerne mit Mamafreundinnen und schaue auch, dass ich zu den ganz engen regelmässig Kontakt pflege. Aber weniger ist derzeit mehr und tut uns gut. Trotzdem freue ich mich auf die sonnige Jahreszeit da uns Stubenhockern das Rausgehen natürlich auch mal gut tut ;) Es gibt nur einen Wehmutstropfen: die Freunde meines Grossen, die in unserer ehemaligen Heimat den Kindergarten besuchen, müssen meist auch nachmittags hin und für spontane Spielplatzbesuche dann leider nicht mehr zu haben. Ich merke dann auch, dass meinem Grossen das fehlt wenn wir nur zu dritt auf den Spielplatz gehen. Ohne seinen Lieblingsspielplatzfreund A. wird es ihm schnell langweilig und er will wieder nach Hause. Gut möglich also, dass wir in der wärmeren Jahreszeit dann doch wieder einige Freunde kontaktieren – die, die noch nicht im Kindergarten sind.
Wie habe ich mich verändert?
Hmm, schwierig zu sagen. Einerseits bin ich noch derselbe Mensch, andererseits leitet die Mutterschaft den Fokus doch auf ganz andere Dinge und v.a. macht man vieles schlussendlich nicht unbedingt so wie man es vor der Mutterschaft vlt getan hätte.
Innerlich hat mich die Mutterschaft sicherlich wachsen lassen. Ich bin geduldiger, habe gelernt, meine Bedürfnisse zurück zu nehmen, das Materielle hat an Bedeutung verloren, das Selbstbewusstsein ist vielleicht ein wenig gewachsen weil man sich ja als Mutter nicht einfach hinter den Kindern verstecken kann. War ich früher vielleicht nicht immer sehr gesellig, so tausche ich mich heute sehr gerne mit anderen Eltern aus. Ich bin ja nicht mehr im Büro und ständig von Leuten umgeben und gerade in der Elternschaft ist man ohne das afrikanische Dorf ja oft sehr isoliert.
Die äussere Veränderung ist wohl die auffälligste, beginnend beim schwangeren Bauch und endend bei den nach zwei Schwangerschaften noch übrig gebliebenen Kilos, die noch hartnäckig an einem hängen. Vom Business Look mit Make-up und schicken Kleidern zum Gammel-Ich mit Out-of-Bed-Frisur und hormongeplagtem Teint inklusive ersten Fältchen, die auch über Nacht nicht mehr verschwinden. Gerade die Elternschaft macht einem die Vergänglichkeit so wahnsinnig schmerzhaft klar. Nach 5 Jahren bin ich klamotten- und kilotechnisch irgendwo am Tiefpunkt angelangt und habe mir nun fest vorgenommen, daran endlich etwas zu ändern – mit Ernährungsumstellung, Sport und indem ich letztens doch mal wieder in ein paar ansehnliche Teile für die Garderobe investiert habe. Und zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich mit Ü30 wohl nicht nach dem gepunkteten Hoodie aus der Yes-or-No-Abteilung (junge Mode also) greifen sollte und ging weiter zur Damen-Abteilung, in der ich mich dann schrecklich jung fühlte aber ich hab‘ was gefunden… Life’s a bitch!
Aber das gehört eigentlich mehr zum folgenden Abschnitt. Denn es ist keine Frage der Persönlich- oder Eitelkeit, wie ich als Mutter so rumlaufe, sondern schlicht zweckdienlich und zeitsparend. Nichts gegen Mütter, die sich gerne stylen aber ich nutze die Zeit lieber für anderes… und ernsthaft: Mit schicken Schuhen und teurer Jacke auf den Spielplatz? Nein, das werdet Ihr bei mir wohl nicht mehr erleben.
Womit erleichtere ich mir den Alltag?
Fünf grade sein lassen, form follows function, weniger ist mehr; alles, nur nicht perfekt – das könnten so meine täglichen Mantras sein, beginnend in der Erziehung und endend beim Haushalt, wobei die Ansprüche mit zunehmendem Alter des Erstgeborenen höher werden. Vor fünf Jahren noch habe ich praktisch nie gekocht, der Einkauf musste am Wochenende erledigt werden, geduscht wurde abends, wenn der Mann da war, und noch im Wochenbett habe ich das Pyjama gar nicht erst ausgezogen damit ich jede Schlafenszeit des Babys sofort mit einem Power Nap im Bett nutzen konnte. Heute ist zwar längst nicht alles glänzend hier, aber ich habe den Anspruch, regelmässig frisch zu kochen, die Wäsche zeitnah zu erledigen und obendrauf auch noch für Ordnung zu sorgen. Gebügelt habe ich schon vor meiner Schwangerschaft nur dann, wenn es nicht anders ging (und als Berufstätige besass ich natürlich schon einige zum Knittern neigende Oberteile…), mich juckt es aber heute immer mal wieder in den Fingern wenn ich die welligen Küchentücher sehe. Ja, die habe ich früher gebügelt und ich werde es sicherlich irgendwann wieder tun (wenn die Kinder mehr oder weniger in der Schule sind, schätze ich mal ;) … aber heute spar‘ ich mir die Sisyphus-Arbeit (denn nichts anderes ist sie). Ich ertappe mich regelmässig dabei, irgendwo die Extra-Meile gehen zu wollen. Neuerdings räume ich nach dem Essen z.B. die Sets weg weil ich den Tisch gerne in seiner ganzen Holzpracht sehe. Ich verräume die herumliegenden Kleider der Kinder. Ich sortiere die Lego-Klein- und Kleinstteile des Grossen. Ich wische manchmal Staub. Ich nutze den Samstagmorgen für das Staubsaugen in der oberen Etage. Manchmal sogar mehr. Ich erwäge, mit den Kindern Bastelarbeiten durchzuführen. Ich räume sporadisch Schränke aus. Ja, alles Sachen, die durchblicken lassen, dass es hier sehr gut läuft.
Was würde ich heute anders machen wenn ich nochmals von vorne beginnen könnte?
Vieles. Ich würde von Geburt an die Attachement-Parenting-Schiene fahren und alle Ratschläge, die irgendwas anderes andeuten, vehement abwehren. Die Zweifel beim ersten Kind und dann das nichtsahnende Hören auf alteingesessenen, autoritär angehauchten Quatsch – smash it! Ich bin mir verdammt sicher, dass mein Sohn heute ein wenig einfacher wäre, wenn wir damals nicht das Gefühl gehabt hätten, er müsse im Kinderwagen liegen und allein im Bett einschlafen. Das steckt mir heute noch in den Knochen und wird mich bis ins Grab verfolgen. Ich dumme Nuss hatte schon in der Schwangerschaft ein Tragetuch und ich weiss heute noch nicht, weshalb ich es nicht täglich eingesetzt habe und nur ab und zu damit spazieren ging. Vielleicht weil er im März auf die Welt kam und ich es irgendwann für zu heiss befand, ich weiss es nicht. Aber ihm diese Nähe nicht von Anfang an gegeben haben zu können, das schmerzt noch heute. Und mit 10 Monaten schon abgestillt wegen eines blöden Risses. Das würde mir nicht nochmal passieren. Ach, und windelfrei hätte ich bei beiden Kindern ausprobiert, klar. Das alles ist der Grund, weshalb ich Nestwärme gegründet habe und nun penetrant versuche, die bedürfnisorientierte Erziehung ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Und damit bin ich nicht alleine. Immer mehr Mütter gehen diesen Weg und es gibt mittlerweile auch genügend Bücher zum Thema – Bücher, die ich vor 5 Jahren gebraucht hätte.
Bei meiner Tochter habe ich dann endlich (mehr) auf mein Bauchgefühl gehört. Aber auch hier wäre noch mehr drin gelegen. Windelfrei habe ich auch eher zu spät entdeckt. Dennoch: Abgesehen davon, dass bei meinem Sohn sicherlich viel schon vor der Geburt einfach vorbestimmt war (denn ich erkenne mich sehr, sehr oft in ihm wieder, bei Dingen, die er aber nicht bei mir gesehen hat sondern die er aus sich heraus so macht) und abgesehen davon, dass die Tochter auch einfach einen ganz anderen Charakter ist und v.a. ein Mädchen, bin ich doch der Überzeugung, dass mit ihr vieles so einfach ist, weil sie in den ersten Jahren anders ins Leben begleitet wurde. Ich bin sicher, dass wir uns und ihr dadurch viel erspart haben. Das war für uns der richtige Weg. Ich will nicht missionieren, jeder soll und darf seinen eigenen Weg gehen und auch der bedürfnisorientierte Weg ist variabel und individuell. Man soll ihn bitte gehen, aber man darf ihn so gehen wie es eben zu einem passt.
Fazit
5 Jahre Mutterschaft – viel gelernt, viele Nerven und noch mehr Schokolade verbraucht (mehr als je zuvor schätze ich ;), wenig geschlafen (weniger als je zuvor ;), an den Aufgaben gewachsen und doch in vielem noch suboptimal… Reue? Nein, niemals. Klar, man wünscht sich mal eine Auszeit. Man will mal eine Woche ohne Kinder nur mit Mann an die Südsee (ein Lottogewinn könnte nicht schöner sein), im Wissen, dass man sie schon auf dem Weg zum Flughafen schmerzlich vermissen wird. Ein verlängertes Wellnesswochenende würde es natürlich fürs erste auch tun. Aber zurück kann ich nicht und will es auch nicht. Ich könnte mir ein Leben ohne Kinder nicht mehr vorstellen. Ein Leben mit etwa älteren Kindern, die nicht mehr quengeln – ja, vielleicht. Aber die Kinder werden schneller gross als man Pubertät buchstabieren kann und so geniesse ich doch lieber noch ein wenig den Moment und genau das ist auch die Kunst: Innehalten. Beobachten. Sein. Klingt nach Meditation. Und genau so wirkt es auch. Macht das. Täglich. Immer wieder. Die Küche kann warten. Setzt Euch einfach nur hin und beobachtet, wie die Kinder im Flow spielen. Gibt fast nichts Schöneres. Und wenn sie sich 5min später wieder die Köpfe einschlagen, könnt ihr immer noch die Pfannen abwaschen und ein bisschen „ommen“.
Die Prioritäten, die interessen verschieben sich. War früher noch die neue Designerhandtasche Luxus oder der Städtetrip nach London, so ist es heute schlicht die Zeit. Die Zeit, die wir miteinander verbringen, als Familie, mit den Kindern aber auch die Zeit, die wir mal für uns alleine haben um die Seele baumeln zu lassen, eigene Projekte zu verfolgen oder kinderlos fein essen zu gehen… Glückliche Eltern, zufriedene Kinder – so soll es sein. Aber es fällt keinem in den Schoss, man muss schon etwas tun dafür. Kinder zu haben, das ist mit Sicherheit die grösste und verantwortungsvollste Herausforderung, die einem das Leben bieten kann. Die härteste, aber auch die schönste, das schliesst sich nicht aus ;)

Der Bericht über das Geburtstagskind folgt... ;)

2 comments:

Anonymous said...

Du klingst so... zufrieden. Ja! In Dir angekommen. Das hört sich gut an <3

Lorelai said...

Danke! :)