Thursday, April 05, 2012

Was kommt noch?

Drei Kinder kommen zum Playdate zusammen. Zwei essen Kuchen. Am (Kinder)tisch. Aus zerbrechlichen (!) Tellern. Einer nicht. Zwei trinken. Aus Gläsern. Einer nicht. Er trinkt und spuckt aus, leert aus oder wirft das Glas mit Karacho zu Boden. Wahlweise. Manchmal auch alles. Zusammen. Zwei haben irgendwie verstanden, dass gewisse Dinge in einem Haushalt ganz offensichtlich kein Spielzeug sind und rühren sie nicht an. Einer nicht. Oder sagen wir: Er hat es verstanden, es ist ihm aber Wurst. Wenig später hat die Orchidee keine Blüten mehr und weitere Schäden konnten verhindert werden. Ich überlege gerade, ob wir genug versichert sind, um uns zerbrochene Ming-Vasen und kurzgeschlossene Stereolanlagen oder andere wertvolle Dinge, die bei anderen Leuten mit braven(!) Kindern rumstehen, leisten zu können.
Er weiss, was er tut aber er macht es nicht böswillig. Er macht es, weil er nicht anders kann. Es ist seine Art, zu sagen: Hey, ich bin auch noch da, nehmt mich doch bitte mal wahr! Er braucht das. Er ist keiner dieser Kinder, die sich stundenlang selber beschäftigen können. Warum auch immer. Wir hatten Pech. Auch seine Schwester ist so. Ich bin es ziemlich satt, von anderen Babymüttern zu hören, dass sie nur merken, dass ein Baby da ist, wenn es Hunger hat. Dass es sonst zufrieden im Laufgitter vor sich hinlebt. Das höre ich leider immer wieder und obwohl mein Baby an um für sich auch ein eher zufriedenes Kind ist, braucht sie doch ein Mindestmass an Animation, Lärm und Leute um sich herum. Der Spielbogen interessiert sie nicht. Nun, was mache ich mit zwei derart (heraus)fordernden Kindern? Ich weiss es selber nicht. Der Grosse würde wohl weit weniger "Seich" machen wenn man sich stundenlang mit ihm abgeben würde. Was ich früher eigentlich auch nicht getan habe, aber da wurde er ja noch nicht konkurrenziert durch seine Schwester, die meistens mit dem Schnuller zum Schweigen gebracht wird. Einschlafen tut sie recht gut und ich hoffe das bleibt so, denn unseren Sohn habe ich lange genug Abend für Abend in den Schlaf begleitet. Ich möchte das kein zweites Mal durchmachen. Diese Woche mal wieder: Ich wollte was halbwegs Anspruchsvolles kochen damit es auch mal was anderes gibt als 08/15. Ich mache das selten genug. Aber als ob die schwerlichst zu entwirrenden Pastarollen nicht schlimm genug waren, bekam auch noch das Baby einen "Mir passt's hier und jetzt grad überhaupt nicht"-Anfall. In Gedanken holte ich dieses silberne, superglue-ige, extradicke Klebeband, das man aus miesen TV-Serien kennt und das beim Abreissen sicher echt schmerzt wenn die ganzen (Damen)barthaare dran kleben bleiben. Damit hätte ich ihr echt gerne den Nuggi an den Mund geklebt. Bevor meine Aggressionen gegen ein hilfloses, kleines Baby zu überborden drohten, wickelte ich sie eiligst ins Tragetuch. Ah! Es half! Dem Himmel war Dank! Sohnemann war derweil im Sandkasten beschäftigt. Drei Hallelujas! Seine in Minuten-Abständen erklingenden "Maaaamaaaaa, spiiiela"-Rufe konnte ich grad ertragen, nicht aber Babygeschrei...
A propos: Kind 2 muss ja echt einiges mitmachen. Wir Mütter hatten's grad davon: Kind 1 gibt man heute nur mit Mühe in fremde Hände, noch eher gäbe man Kind 2 schon im zarten Alter von wenigen Tagen einfach so in die Obhut eines 14-jährigen Au-pair-Mädchens, dessen Referenzen man mangels Zeit nicht gecheckt hat und das nur gebrochen deutsch spricht. So ist das mit den Zweiten. Da sind keine Skrupel mehr. Oder kommen die noch? Fremden die auch? Dann wird's vielleicht auch nicht besser... mal sehen! Auf jeden Fall ist man bei Kind 1 sofort nach der Vermutung eines Quäks losgerannt, Kind 2 muss sich schon mal rot-blau schreien bis man sich nach ihm umdreht.
Ich habe jetzt noch immer keine Lösung für die Gschendereien von Kind 1. Aufmerksamkeit wächst ja nicht auf Bäumen. Ich kann mich nicht vierteilen. Schimpfen hilft nicht, rohe Gewalt auch nicht, Drohungen (ich hole die Biene (oder von was auch immer das Kind Angst hat)) mitnichten, allein ins Zimmer sperren? Fehlanzeige. Latein Ende! Ich kaufe mir jetzt auch keinen Erziehungsratgeber. Dafür hatten unsere Grosseltern schliesslich auch keine Zeit. Es gab wohl auch keine Ratgeber damals. Ich versuche es jetzt dann vielleicht einfach mal mit... gar nichts? Ignorieren? Nicht beachten. Vielleicht hilft das!? Oder dann vielleicht doch mal einen Babysitter damit ich mit Kind 1 ungestört Zeit verbringen kann? Dazu noch eine Haushaltshilfe. Das wär's! Aber, verdammt nochmal, es muss auch ohne gehen, andere schaffen's ja auch... Nur haben andere vielleicht weniger anspruchsvolle Kinder... Ich tröste mich damit, dass es später einfacher wird. irgendwann. Und das was wird aus den Kindern. Trotz allem. Oder gerade deswegen. Irgendwie sind wir noch alle gross geworden. Gott hilf, manchmal wäre man echt froh um eine einzige, richtige Gebrauchsanweisung!

3 comments:

Sarina said...

Heute hätte ich meine eine Tochter auch in den "Wind" schiessen können. Sie hat einen Dickschädel und hält sich nicht an Dinge - da könnte ich manchmal an die Decke gehen.

Dein kleiner ist ja erst 2 Jahre. Da kommt es auch noch erst mit selber spielen eine weile. Die Twins haben auch erst mit 2 Jahren schön und intensiv zusammen gespielt, auch Kind Nr. 3 fing erst nach dem 2 Geburtstag langsam an, sich ein paar Minuten selber zu beschäftigen. Gut sie hatte noch die Schwestern, aber dort konnte sie auch noch nicht richtig mitmischen. Der Jüngste, ja der kann sich bereits ein paar wenige Minuten selber beschäftigen, aber eben, Minuten.

Aber seh es schon mal als Erfolg, wenn dein Kleiner halt auch mal nur 10 min. alleine Spielt. Das ist doch schon was :-)

.....naja, das "abgeben" leichter fällt ab Baby nr. 2 kann ich nicht bestätigen. Ich gebe heute noch nicht gerne die Kinder weg zur Betreuung - nur im Notfall........
Ist wohl eine Typenfragen.

Kindern fordern jeden Tag ihre Bedürfnisse - und selber hätte man ja auch noch welche. Da ist es halt einfach die Frage, wie man das am besten löst damit alle irgendwie zufrieden sind.
Am besten geht es wohl, wenn man als Mutter sich total zurück nimmt - mal für die ersten Jahre. Danach bessert es ja dann.

lg

Tanja said...

Naja... ein paar Jahre lang zurückstecken find ich jetzt auch nicht unbedingt die beste Methode. Ein Jahr ist lang und man weiß nie wann alles vorbei ist (soll jetzt nicht überdepressiv klingen, ist aber doch so!). Wieso soll ausgerechnet die Mutter auf (fast) alles verzichten? Ich denke, das kann nach hinten losgehen, wenn man zu lang auf seine eigenen Bedürfnisse verzichten muss.
Allerdings: Ich find es auch verdammt schwierig, als Mutter etwas für sich(!) zu tun. Fehlt die Zeit oder nur die Muße oder eine entsprechend gute / flexible Betreuung? Momentan bin ich glaub einfach zu faul etwas zu ändern, ärgere mich aber gleichzeitig drüber. :-p
Und Tamara: ich glaube nicht, dass Ignorieren die richtige Methode ist, wenn ein 2-jähriger Mist baut. Solche Methoden verstehen noch nicht einmal erwachsene Männer - wie dann also die kleinen? ;-) Man muss ihnen jedes Mal wieder sagen/zeigen, dass sie etwas falsch gemacht haben. Sie testen ihre Möglichkeiten aus. Immer wieder. In jeder neuen Situation. Das braucht Geduld, viel Geduld -- und Nerven. Ich bin auch oft versucht, einfach aufzugeben. Aber das macht es langfristig wohl nicht besser mit dem Benehmen...

Lorelai said...

@Tanja: Gebe Dir voll recht! :) Hmm, mein Beweggrund war, dass, wenn das Kind Mist baut, es das eben der Aufmerksamkeit wegen tut und dass, wenn man es dann ignoriert, das Ziel ja nicht erreicht wird, es also in Zukunft vielleicht dessen überdrüssig wird... aber was weiss ich schon! ;)