Es dauerte eine Weile bis dieses ganz spezielle „Baby“ von Comic der
Schweizer Illustratorin und Comic-Zeichnerin Kati Rickenbach, geboren
werden konnte. Die Freude ist umso grösser, es nun endlich in den Armen
halten zu dürfen: „Neuland“. Für einmal wurde das Themen Stillen und
Wochenbett nicht nur textlich sondern als gezeichneter Comic umgesetzt –
und greift damit viel tiefer. Es wird wohl kaum eine mit dem ersten
Baby frischgebackene Mutter geben, die sich nicht in der liebevoll
erzählten Geschichte von Louise, ihrem Mann Tom und der kleinen Anna
erkennen wird. Das Comic-Projekt, das Kati Rickenbach in Zusammenarbeit
mit der Schweizerischen Stiftung zur Förderung des Stillens
verwirklichte, dient aber nicht nur der Unterhaltung, sondern vor allem
auch der Information. Viele der Frauen, die heute ihr erstes Kind
bekommen, haben praktisch null Erfahrung mit Säuglingen, geschweige denn
mit dem Stillen. „Neuland“ zeigt, was alles auf die Eltern zukommt in
der ersten Zeit nach der Geburt im Spital, wie sich das Stillen
einstellt und entwickelt und wie es zuhause weitergeht. Die Leser
erfahren ganz nebenbei auch einige sehr nützliche Fakten rund um
Stillen, Muttermilch und Wochenbett. Und auch wenn Louise, Tom und Anna
fast schon eine Vorzeigefamilie sind, in welcher die üblichen
„Stolpersteine“ wie Schmerzen beim Stillen, Milchstau und
Brustentzündung, Hormonchaos und Schlafmangel sowie ein aus
unerfindlichen Gründen schreiendes Baby, das einen fast verzweifeln
lässt, nur gestreift werden, so werden sie doch nicht ausgelassen und
zeigen, dass bei allem Elternglück auch einige Hürden auf einen
zukommen, auf die man besser vorbereitet ist – zumindest psychisch. Denn
von leichteren (bis schwereren – man denke an die postpartale
Depression) Startschwierigkeiten beim Erstgeborenen verschont wird kaum
eine Familie und manch eine Mutter erzählt, dass ihr niemand, auch im
Geburtsvorbereitungskurs nicht, gesagt hat, dass das Stillen am Anfang
nicht so einfach ist wie es aussieht. Wer meinen Blog schon länger
liest, weiss, wovon ich spreche.
Der
Comic ist äusserst wertvoll und sollte eigentlich jeder mit dem ersten
Kind schwangeren Frau in die Hand gedrückt werden. Ich hoffe, dass jeder
Frauenarzt und jede Hebamme den Comic im Wartezimmer auflegen lässt. Er
ist im Nu durchgelesen und informiert dabei nicht nur sondern unterhält
auch – mit ganz ehrlichen Zeichnungen und Situationen, wie sie eben
fast alle frischgebackene Mütter so oder ähnlich erleben. Das erste
Stillen, das erste Mal alleine zuhause, der Besuch von Hebamme und
Stillberaterin sowie Verwandten und Bekannten, die Kochambitionen des
frischgebackenen Vaters (war hier genauso J), sich ausser Haus wagen,
die Mütterberaterin aufsuchen, das Abpumpen (auf die Wiederaufnahme des
Berufs hin), die anstrengende Doppelbelastung und schliesslich – mit
einem Zeitsprung – wie sich die Familie nochmals vergrössert hat – süss!
J
Ich kann die Lektüre wirklich allen ans Herz legen, die ein Kind
erwarten, also natürlich auch dem werdenden Vater, der sich in der
Regel vor der Geburt noch viel weniger mit dem Thema Stillen
auseinandersetzt. Der Stillcomic zeigt aber auf, wie wichtig auch die
Unterstützung des Vaters, gerade in der Wochenbettzeit aber auch danach,
ist, und dass ein Vater sich genauso auf das Baby einlassen und die
Mutter entlasten kann. Ein Vater kann nämlich auch wickeln und
beruhigen, trösten und tragen und für seine Liebste da sein und sie
bekochen und verwöhnen, ihr den Rücken frei halten.
Ganz
wichtig finde ich auch, dass die Hebamme im Comic betont, dass nur eine
„faule Wöchnerin“ eine gute Wöchnerin sei denn es gibt wohl wahrhaftig
genug Mütter, die das Gefühl haben, nach der Geburt gleich wieder „voll
funktionsfähig“ sein zu müssen. Dabei sollen sie sich ausruhen und ihr
Baby in Ruhe kennen lernen. Nur so gelingt auch der Stillstart optimal.
Gerade während des Wochenbetts sollte sich also kein Elternpaar zu scheu
sein, Unterstützung anzufordern und seinen Besuch auch mal zu bitten,
einfach etwas zum Essen mitzubringen…
Als Trageberaterin freut mich
auch, dass im Stillcomic viele Tücher und Tragehilfen zu sehen sind,
dafür kann man wirklich nie genug Werbung machen, aber das nur am Rande J
Der
Stillcomic erscheint übrigens zusammen mit einer Broschüre „Fragen und
Antworten“, die, ebenfalls von Kati Rickenbach illustriert, ergänzend
zum Comic noch viele weitere wichtige Informationen rund ums Stillen
enthält sowie die wichtigsten Adressen, Links und Literaturhinweise. Da
bleibt fast keine Frage mehr unbeantwortet – ein „Rundum-Sorglos-Paket“
für einen erfolgreichen Stillstart.
Und hier auf der Seite der Stiftung kann der Stillcomic inkl. Broschüre bestellt werden.
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