Monday, January 27, 2014

Wochenanfangs-Update

Es ist mal wieder eine Weile ruhig gewesen hier, nun möchte ich mich mal wieder melden und fange gleich mit dem aktuellen an:
  • Heute ist sie gekommen, die Post über welche die MuKi-Frauen schon seit Wochen diskutieren: Das Aufgebot für den Grossen für den Kindergarten ab August... Zwar war der Umstand bei mir schon lange präsent, die Unterlagen und Informationen machen es aber nochmals viel bewusster. Ich bin relativ sicher, dass es im August kein Problem für ihn sein wird, den KiGa zu besuchen, trotzdem stört es mich sehr, dass wir mit dem Umzug das Recht verloren haben, unseren Sohn noch ein Jahr länger zuhause zu behalten. Auch wenn das wahrscheinlich bis August kein Thema mehr sein wird, stört es mich doch immens, dass den Eltern nicht die Entscheidungsgewalt zugestanden wird, ist es doch ein sehr grosser Schritt und sind gewisse 4-Jährige dafür meiner Meinung nach einfach noch nicht reif genug! Ob es unserem Sohn gefallen wird, hängt meiner Meinung nach aber auch stark von den anderen Kindern und der Kindergärtnerin ab. Wie das alles wird, können wir nicht ahnen, es wird sich zeigen. Fest steht für mich, dass, wenn ich erkenne, dass Grosser starke Probleme damit haben wird, dass ich alle Hebel in Gang setzen würde um ihn dort wieder rauszunehmen. Gründe, die im Moment vlt gegen den Kindergarten sprechen (würden), sind:
    1. Er hat Mühe damit, sich selber anzuziehen. Er hat erst ganz wenige Male versucht, sich Jacke oder Pullover anzuziehen. Er kann es aber er bevorzugt noch meine Hilfe. Bei Schuhen ebenso. Die Kleine dagegen versucht alles alleine, meist erfolgreich.
    2. Er ist ein Eigenbrötler. Er kann sehr gut mit anderen Kindern aber nur mit solchen, die er fast von Geburt weg kennt. Bei Kindern, die er selten sieht oder die er noch nicht lange kennt, hat er Mühe, Kontakt zu knüpfen. Seit August gehen wir ins Muki-Turnen, er kommuniziert/spielt aber kaum mit den anderen Kindern. Auch im Kita-Jahr in Vaduz schloss er keine Freundschaften, spielte in der Regel allein, es sei denn die anderen Kinder animierten ihn zum mitmachen. Etwas besser scheint es in der Spielgruppe, die er aber auch schon seit dem 2. Lebensjahr besucht. Er hat aber nur einmal erwähnt, dass der ein oder andere Junge mal zum Spielen kommen solle. Ich weiss leider nicht, ob vlt jemand aus dem MuKi überhaupt in seinen Kindergarten kommen wird da es in der Gemeinde zwei davon gibt und nur wenige MuKi-Kinder werden vor August schon 4.
    3. Die Hochsensibilität ist sicher ein Thema. Wobei sich dies auswärts weit weniger zeigt als zuhause, wo er "sicher" ist. Er benimmt sich sowohl in Fremdbetreuung als auch bei den Grosseltern sehr angepasst. Erst wenn ich dabei bin, kann er so sein, wie er ist. Da fürchte ich mich also höchstens davor, dass ihn die viele Zeit, die er im KiGa verbringen wird, überfordert weil er sich ständig "anpassen" muss. Aber vlt bringt die tägliche Routine auch Ruhe...
  • Anfang Januar haben wir mit der Eingewöhnung in die Kita begonnen und was soll ich sagen? Es lief viel besser als gedacht! Nur einmal, als "seine" Betreuuerin J. bei unserer Ankunft noch in der Pause war, hatte er grosse Mühe, weinte und klammerte sich an mir fest bis J. kam und ihn schnell aus der Reserve lockte. Seine Stimmung schlug sofort um und ich erkannte ihn kaum wieder. Von da an war sie immer da und ich konnte mich sehr problemlos verabschieden. Heute musste ich nicht mal mehr in den Gruppenraum. Ich bin einerseits froh um die gewonnene Zeit und komme endlich dazu, lange liegen gebliebenes (Rezensionen, Fotobuch!) zu erledigen und regelmässig zu arbeiten, bin frei für Termine, andererseits plagt mich wie wohl viele Mütter das schlechte Gewissen. Ich gleiche das aber aus, indem wir an möglichst vielen, freien Tagen einfach zuhause bleiben, v.a. morgens und ich mir Zeit nehme für die Kinder. Im Bewusstsein, dass mein Sohn ab August nur noch nachmittags hier ist und ich allein mit der Kleinen bin, was mich natürlich nochmals etwas plagt. Auf die eine Seite denke ich, dass ihm der KiGa besser gerecht werden und ihn fördern kann (weil er hier ja nicht alleine ist sondern mich immer mit seiner Schwester teilen muss), auf der anderen finde ich es total furchtbar, ihn jeden Tag weg geben zu müssen und kann mir gar nicht vorstellen, wie es alleine mit der Kleinen sein wird. Sicherlich wird sie ihn auch vermissen... Komisches Gefühl! Glucke, ich... Fazit aber: Dass es in der Kita gut läuft, damit fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich hätte es nicht fertig gebracht, die Kinder dorthin zu bringen im Wissen, dass ihn der Abschied jedes Mal quält. Die Räume sind aber auch Kleiner sowie die Anzahl der Kinder und er isst im Vlg zur Kita in Vaduz auch! Mal sehen, wie es sich noch weiter entwickelt... Die Kleine muss ich gar nicht erwähnen, sie geht problemlos hin, verabschiedet sich nicht mal gross von mir wenn ich sie nicht noch darum bitte ;)
  • In letzter Zeit bin ich öfter über "kinderkritische" Artikel gestossen (im Sinne von: Kinder machen unglücklich etc.). Das hat mich beschäftigt. Es gab auch Blog-Beiträge, die das Thema aufgriffen (und natürlich dagegen sprachen)... Ich verstand dies auch im Zusammenhang mit der alljährlichen Klage über den Geburtenrückgang (wobei ich persönlich dermassen viele Schwangere und Babies kenne und sehe und bald mehr Familien mit mehr als zwei Kindern, dass ich das Gefühl habe, es müsste so richtig boomen... aber das ist vlt auch subjektiv ;). So liest man ja immer öfter den Ruf nach mehr Kitas, welche die Leute wieder dazu bringen würden, mehr Kinder zu bekommen. Ich glaube jedoch nicht, dass darin ein signifikanter Zusammenhang besteht. Vielmehr glaube ich immer fester daran, dass wir einfach in einer sehr kinderunfreundlichen Gesellschaft leben, verglichen mit Ländern wie z.B. im Nahen Osten, den Autorin Susanne Fischer in "Ansichten einer späten Mutter" (Link zur Rezension folgt hier noch!) beschreibt. Die Frage beim Kennenlernen, so schreibt sie, lautete in diesen Ländern nie "Hast Du Kinder?" sondern "Wie viele Kinder hast Du?" Dass ein Mensch in ihrem Alter (Ü40) keine Kinder hat, hinterliess regelmässig völlig perplexe Gesichter. Ganz anders hier, wo für Singles jeden Alters der rote Teppich ausgelegt wird. Restaurants mit Wickelmöglichkeit sind dünn gesät, Spielecken in denselbigen kaum zu finden und nun schliesst auch noch die Geburtsabteilung in Liechtenstein (wenn auch aus anderen Gründen)... Ich bewege mich natürlich in der Freizeit fast ausschliesslich an Orten, an denen Kinder erwünscht sind (Spielplätze, Hallenbad, Kinderecke im Migros-Restaurant), dennoch habe ich das Gefühl, dass auch hier die Kinder nicht sein können wie sie sind. Während ausländischstämmige Mütter ihre Kinder meist schalten und walten lassen ohne von ihren Kaffeegesprächen abzukommen, bewegen sich die europäischen Mütter stets in unmittelbarer Kindesnähe und das nicht nur um die Kinder vor Stürzen oder fliegendem Sandspielzeug zu bewahren (Stichwort Helikoptereltern) sondern v.a. um zu vermeiden, dass die Kinder die gesellschaftlich definierten Grenzen überschreiten indem sie z.B. laut werden, andere Kinder hauen, ins Gras pinkeln oder sich in der Chips-Packung von anderen zu bedienen. Und so hört man auch an von Kindern gut bevölkerten Orten oft genug "Nein!", "Das tut man nicht", "...sonst gehen wir nach Hause" usw. Klar, wenn ein Kind dem anderen mit der Schaufel eins rüberzieht, ist das nicht fein. Aber wenn ein Kind im Hallenbad beherzt mit Wasser spritzt, muss doch nicht gleich die Seepolizei auffahren! Man geht ja nicht ins Kinderplanschbecken ohne zu wissen, dass man hier nicht nass wird! Aber nein: "Lisa-Marie, das Kind möchte keine Spritzer abbekommen, lass das!" zu einer Tätigkeit, die im Wasser nun mal am meisten Spass macht... Oder "Komm sofort her und lass das andere Kind in Ruhe!" Nur weil der Sohn mit Hundeblick auf den Tisch mit den Keksen linst... Manche Eltern haben dann auch noch den Nerv, das fremde Kind total zu ignorieren, was ich völlig daneben finde. Bei uns sagt der gesunde Menschenverstand: "Na, magst auch einen haben, hier bitte, gerne..." Nur die wenigsten Kinder sind so frech und schnappen sich die ganze Verpackung wenn Mutti daneben sitzt... die gucken einfach lieb oder fragen, da muss man doch nicht gleich mit der Artillerie kommen und das Kind zurückpfeifen. Stattdessen kann man das eigene (Bettler)kind dazu bewegen, dem "geschädigten" Kind ja vom eigenen Zvieri auch was anzubieten! (Es wird wohl eh dankend ablehnen falls es nur Apfelschnitze sind ;)
    Gerade auch die Kinder-Ecke im Migros-Restaurant ist oftmals fruchtbarer Nährboden für Polizisten-Eltern. Hocken dann am Tisch mit Schweissperlen auf der Stirn weil sie Angst vor den stechenden Blicken der Rentner haben, die vier Tische weiter ihr Gipfeli inhalieren. Wehe, das Kind rennt zwischen den Tischen durch, rempelt die Frau an, welche den Wagen mit den leeren Tabletts stösst und provoziert so eine mittelprächtige Katastrophe. Wehe, das Kind schmiert den Tisch mit Ketchup voll (Leute, die werden in der Regel eh gleich geputzt) oder gibt im Spielhäuschen Löwengeräusche vor sich. Verzeiht, aber in Anwesenheit von Kindern kann es mal laut werden und wer das nicht mag, hat genügend Möglichkeiten, sich in einere ruhigere Ecke zu verziehen, wobei es in einem Migros-Restaurant per se nicht ruhig ist wenn Hunderte von Leuten wild durcheinanderquatschen, -mampfen und so weiter... Keep cool! Lasst die Kinder Kinder sein! Wären sie nicht gesellschaftstauglich, wärt Ihr doch eh zuhause geblieben. Ein bisschen Lärm, Dreck und Wildheit hat noch keinem geschadet! An der Fasnacht lasst Ihr ja auch die Sau raus und tut Dinge, die ihr später Euren Kindern mit Gewissheit nicht erzählen werdet.
    Eine Kindheit ist heute vielerorts sowieso nicht mehr so unbeschwert wie früher, wo man 4-Jährige noch furchtlos mit anderen Kids durchs Viertel ziehen liess. Heute lauern ja überall Gefahren, schnelle Autos, Verbrecher, Drogen... Austoben können sich die Kinder ja maximal noch in Indoor-Spielplätzen (und ich wette auch da intervenieren angstbehaftete Mütter in einer Tour aus Sorge vor den fliegenden Fäusten anderer Mütter ("Dein aggressives Krawallkind ist gerade mit dem Bobby-Car meinem Leon-Schatz über die Füsse gefahren, Du dumme Kuh Du!")
    Ja, ist es angesichts der ständigen, sich selbst auferlegten, gesellschaftlichen Zwänge und der Angst vor Ausschluss aus derselbigen, vor komplettem Elternversagen noch ein Wunder, dass die Leute keine Kinder mehr wollen!?
    Dazu kommt dann noch das heutige Egoistentum, dass jeder sich selber der nächste ist und Berufs- oder Politkarriere, Geld, PS-starke Autos, exotische Fernreisen, Sex-Appeal und Leistungsbreitensport die neuen Werte einer immer schnelllebigeren, oberflächlichen Welt sind!? Der Gedanke an endlos schlaflose Nächte, an quengelnde, zornende Bälger, die unser hart verdientes Geld aufbrauchen und uns an der Ausübung spassiger Freizeitaktivitäten hindern, sind für viele ein klarer Hinderungsgrund. Kinder aufzuziehen ist kein erstrebenswertes Ziel mehr (vielmehr die Mount-Everst-Besteigung, der Porsche Panamera oder die Nasenkorrektur) für uns verwöhnte Zeitgenossen...
    Der Raum für Kinder ist immer kleiner geworden - nicht nur der Raum da draussen, sondern auch der Raum in den Menschen drinnen...
    Dabei sind sie Kinder nur eine verdammt kurze Zeit klein und auf uns angewiesen und wenn wir mal in uns gehen, finden wir heraus, wie schön das eigentlich ist, so gebraucht zu werden und einen kleinen Menschen ins Leben zu begleiten. Aber diese Erkenntnis kommt oft erst nachdem wir Eltern geworden sind. Und den Weg dorthin sind viele nicht mehr bereit zu gehen, zu abgeschreckt sind sie vor den vielen angeblichen Nachteilen...

    Wie seht Ihr das so?

1 comment:

Andrea said...

Schön, dass der Start doch so gut geklappt hat. Bei mir sind vier Kinder ganz problemlos in den Kindergarten, Nummer fünf tut sich schwerer und wird nun ab nächster Woche einen Waldorfkindergarten besuchen. Ich bin gespannt, ob das der richtige Weg für ihn ist.

Platz für Kinder hat unsere Gesellschaft häufig nicht. Für Großfamilien mit vielen Kindern schon mal gar nicht. Da habe ich schon vieles erlebt. Aber man erlebt nicht immer nur Negatives.

Wir sind dazu übergegangen, uns Plätze zu suchen, wo Familien gerne gesehen werden und andere zu meiden. Das macht es einfacher.

Kinder spüren sehr genau, wo sie willkommen sind.

Liebe Grüße
Andrea