Tuesday, June 19, 2012

6 Monate

Irrsinnig schnell ist die Zeit vergangen seit dem 20. Dezember und ich kann kaum glauben, dass wir es anfangs so schwierig hatten alle miteinander. Die grössten Sorgen haben sich zum Glück relativ schnell erledigt, nach rund drei Monaten ist bei uns Ruhe eingekehrt: Das Stillen funktionierte, der grosse Bruder hat sich einigermassen an sein Geschwisterchen gewöhnt, Routine statt Chaos. Hektik und Ruhe wechseln sich ab, Woche um Woche zieht an uns vorüber wie der Shinkansen an der Landschaft Japans. Langeweile gibt es bei uns kaum, zumindest nicht bei mir. Zwei Kinder geben beide Hände voll zu tun. Die Nachtschichten sind nicht mehr so anstrengend, bestehen aber weiterhin - bei beiden Kindern. Und passiert mir ein Faux-pas wie gestern (Baby nach 17 Uhr noch schlafen lassen), zieht sich der Feierabend bis 21 Uhr und die Nerven werden gedehnt wie ein alter Hubba Bubba. Ohne Unterstützung von Mann und Umfeld, so habe ich gestern gemerkt, sässe ich wohl längst in einer gepolsterten, schalldichten Kammer, in einem Pullover, deren Ärmel auf dem Rücken zusammengebunden werden. Aber jetzt: Meine Maus ist schon richtig schwer gross geworden. Ist eigentlich, wie Fremde unablässig feststellen, eine zufriedene, fröhliche Person, die nur weint, wenn sie müde/hungrig ist (meist beides gleichzeitig) und quengelt wenn sie ein Spielzeug nicht erreicht oder sonst irgendwas will, dass grad nicht geht (essen, herumspringen, bei den Grossen "mitspielen"). Sie isst wenige Löffelchen Brei, lässt sich von ihrem Bruder zu lauthalsem Gelächter anstecken wann immer er Faxen macht und ist ein kleines Energiebündel. Ja, das ganze Menschlein ist eigentlich ständig in Bewegung und vollführt seine ganz eigene Akrobatik, egal ob beim Stillen, im Liegen oder sonstwie. Füsse oder Arme wedeln in der Luft, es rollt und rutscht irgendwie quer durch die Gegend. Wie die meisten Babys verlangt sie nach permanenter Unterhaltung oder Aufmerksamkeit und wir gern herumgetragen. Bin ich alleine mit ihr, passt ihr das nicht unbedingt so dass ich es aufgegeben habe, den ganzen Nachmittag mit ihr zuhause zu bleiben. Erholung geht anders. Nun kommt auch hier der Punkt, an dem ich langsam loslassen will/muss. Zwar habe ich noch immer keine Betreuung und noch isst sie zuwenig Brei als dass ich damit schon eine Stillmahlzeit überbrücken könnte aber das wird sich wohl demnächst bessern. Erst habe ich mich gewundert, dass ich sie schon abgeben möchte, dann fand ich heraus, dass ich meinen Sohn schon eher regelmässig in der Obhut seiner Nana liess und sogar schon beim Friseur war. Davon träume ich noch. Irgendwie bekunde ich mehr Mühe damit, mich räumlich von ihr zu entfernen und nicht sofort hineilen zu können aus Angst ich sei die einzige, die sie trösten könne. Dabei tut es so gut, was ich beim Architektengespräch gemerkt habe als mein Vater sie schlafspazieren fuhr. Rund 20 Minuten gänzlich ohne Kind, nur ich, das war befreiend. Kaum vorstellbar, denn es gibt ja auch immer die andere Seite. Ich liebe es neben ihr zu schlafen. Ganz besonders liebe ich es, sie am Abend im Bett zu stillen wenn sie nicht zu unruhig ist. Das gibt mir ein Gefühl von Symbiose, als würde ich mit ihr zu einer Einheit verschmelzen. Andächtig streichle ich ihr dabei über das kleine Köpfchen, den Rücken... Oft schlafen wir nachts nach dem Stillen so Seite an Seite ein. Diese Nähe geniesse ich sehr. Auch trage ich sie gerne im Tuch. Aber ich brauche auch Pausen, Zeit für mich, z.B. um zu bloggen so wie jetzt. Dann mag ich sie nicht auf mir haben, dann will ich nur, dass sie endlich ihren Schlaf findet. Dann nervt mich ihre Unfähigkeit, selbständig einzuschlafen. So zwiespältig ist das. Und ich kann es auch kaum erwarten, mal wieder mit meinem Mann alleine Zeit zu verbringen, gemeinsam essen zu gehen, wellnessen, Sport zu treiben etc. Und was die Arbeit anbelangt: Einiges steht in der Pipeline und ich bei rund 6 Kitas auf der Warteliste (und muss dafür auch noch eine Gebühr bezahlen). Und da sagt die Regierung doch tatsächlich, die Kitas seien nicht ausgelastet! Aha... Dann warte ich eben... ich hoffe nur, dass die Fremdbetreuung dann nicht mit dem 8-Monats-Fremdeln zusammenkommt, was es mir dann wieder unmöglich machen würde, mich zu trennen, aber eines ist klar: 6 Monate Vollzeitbabymama sind mir genug, zumal ich ja mittags auch nur sehr selten einen Break für mich habe weil die beiden eh kaum gleichzeitig schlafen und ich so wie heute das Baby während der ganzen Schlafdauer des Grossen dazu bewege einzuschlafen, es die Augen fast rollt aber doch nicht will... das ist nervenzehrend und deshalb hat sich auch mein Süssigkeiten-/Schokoladekonsum leider noch nicht verringert. Trotzdem: Morgen heisst es happy 6 Monate, jetzt kann es nur noch aufwärts gehen. Zwei Monate und Madame sitzt vielleicht schon und krabbelt, weitere vier Monate und sie geht vielleicht schon und isst vom Tisch. Und ob es dann einfacher ist oder grad nochmals schwieriger weil zwei laufende Kinder in zwei verschiedene Richtungen rennen können, das fragt mich bitte wenn es soweit ist! ;)

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