Thursday, October 20, 2011

Die Nabelschnur
Es ist nicht ganz korrekt, dass die Nabelschnur bei der Geburt durchtrennt wird. Physisch ja, psychisch mitnichten. Heute habe ich es wieder gemerkt, als ich meinen Sohn bei der Schwiegermutter liess. Sicher war er nun schon viele Tage und Nächte dort und meistens gehe ich mit gemischten Gefühlen weg, das war's dann aber auch schon. Grundsätzlich überlasse ich mein Kind ja gerne mal in Obhut jemand anderes, wer nicht? So kommt man zum arbeiten oder auch mal zu sonst was, das man früher so gemacht hat (Training, Shopping...). Heute jedoch fiel es mir wieder extrem schwer, ich stieg sorgenvoll ins Auto, machte mir viele Gedanken (mal sehen ob ich sie zusammenbringe) und kurz bevor ich zuhause ankam, heulte ich und schaute dann daheim ganz sehnsüchtig auf sein Foto. Vielleicht lag es daran, dass meine Schwiegermutter heute keinen guten Tag hatte (Nicht nur Lachen steckt an, auch Schwermut!) oder dass mich meine bald 9-Monats-SS-Hormone so empfindlich machen, aber ich habe heute und nicht nur heute, sondern eigentlich schon länger, eine Heidenangst um mein Kind. Eins ist klar: Nachrichtenmeldungen über verunfallte Kinder sollte ich niemals lesen. Da dreht man ja als Mutter durch. Und nun reicht die Nabelschnur bis nach Triesen, aber die übermittelt mir leider keine Webcambilder, deshalb macht der Kopf, was er will und denkt sich schlimme Sachen aus, ohne, dass ich es will. Plötzlich wird einem wieder bewusst, wie nah man seinem Kind steht auch wenn man mehr als oft genervt ist und es anschnauzt. Dennoch kann man nicht mehr ohne es leben. Die Trennung von ihm schmerzt, wenn man sich nicht ablenken kann (aber in der Regel kann man das ja). Ich habe es in diesem Blog vlt schon mal irgendwo erwähnt, aber erst jetzt, verstehe ich meine eigene Mutter. Mein Vater bezeichnete ihr Verhalten stets als gluckenhaft und ich war meistens auch total genervt davon, wie's halt ist als junge Tochter. Aber ich habe nie verstanden, wie sie, selbst als ich aus dem Teeniealter rausgewachsen war, noch jede Nacht, in der ich im Ausgang war, aufzubleiben bis ich nach Hause komme. Wahrscheinlich schlief sie schon irgendwann nach langem Hin- und Herwälzen ein, wenn es spät wurde aber ich musste ihr immer versprechen, dass ich noch zu ihr ans Bett komme damit sie wusste, dass ich am Leben und zu Hause war und meist flüsterten wir dann noch ein bisschen damit ich ihr erzählen konnte, wo ich war und wie der Abend war bis Papa allenfalls erwachte und "pssscht" sagte, dann kam sie vielleicht mit ins Bad oder schlief beruhigt ein. Irgendwie ein schönes Ritual aber abgesehen davon, haben mich die vielen "ruf an, wenn Du da bist", "fahr vorsichtig", "geht's dir wirklich gut?", diese klassischen Bemutterungssätze, von denen man hoffte, dass sie nach 18 mal aufhören, natürlich genervt. Aber jetzt, ja jetzt, verstehe ich alles und finde, meine Mutter war kaum mehr Glucke als andere, sie war einfach Mutter. Jetzt bin ich in dieser Position und ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich sie verstehe weil sie wahrscheinlich immer noch so wäre. Falls Ihr ähnlich denkt in Vielem (sicher ist es so), sagt es Eurer Mutter solange Ihr könnt! Angesichts dessen graut mir vor dem Heranwachsen meiner Kinder. Immer länger muss die Nabelschnur werden, vielleicht reicht sie mal um den halben Erdball und ich stehe täglich grauenhafte Angstanfälle durch. Aber muss es nicht so sein? Natürlich hat man ein Grundvertrauen in sein Kind und die Personen, die es hüten solange es noch klein ist. Aber es gibt immer den Faktor X, den man nicht beeinflussen kann. So überlegt, merke ich, dass ich bisher überhaupt keine Helikopter-Mama war (so nennt man Eltern, die dauernd über ihrem Kind kreisen um es vor allem und jedem zu schützen, dabei aber dem Kind kaum mehr Spielraum lassen, sich zu entwickeln). Ich hatte eigentlich schon immer grosses Vertrauen, das nichts passiert und lasse meinen Sohn klettern, rutschen, herumrennen, wie es ihm gefällt und manchmal gab's wirklich Situationen, in denen ich vlt ein bisschen eingreifen hätte müssen. Aber es kam immer gut, denn ich war ja da, ich sah ihn, ich hätte eingreifen können. Ich war da. Ich war da. Niemand anders. Das ist der grosse Unterschied.

2 comments:

Rita Angelone said...

Ach, meine liebe Lorelai! Wie ich dich verstehe!!!

Und wie ich froh bin, dass ich über Internet Explorer ENDLICH kommentieren kann!

Ganz lieber Gruss

Rita

Lorelai said...

Danke, Rita! :))) Es lag also doch am Browser? Seltsam... aber schön, dass es nun klappt! :) Dann habe ich wenigstens jmd, der ab und zu einen Kommentar hinterlässt ;)